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Der Sulcus praeauricularis : Geschlechtsdiagnose im Kontext archäologischer Funde

Must, Caroline

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Zugriffsbeschränkung: nur innerhalb des Universitäts-Campus
DDC-Sachgruppe: Alte Geschichte, Archäologie
Dokumentart: Monographie
Sprache: Deutsch
Erstellungsjahr: 2011
Publikationsdatum: 10.03.2015
Kurzfassung auf Deutsch: Einleitung: In dieser Arbeit soll der Sulcus praeauricularis phänomenologisch betrachtet werden. Es ist zu verstehen als eine kleine Zusammenfassung der Diskussionen über die Wertigkeit und das Entstehen des Sulcus. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts diskutieren Wissenschaftler über das Thema. Dieser Sulcus befindet sich am oberen Beckenstück, dem Os pubis an der Facies auricularis. Die Meinungen über ihn sind geteilt. Es gibt Forscher, u.a. Zaaijer die meinen, dieser Sulcus wäre ein Resultat der Beanspruchung des Ligamentum sacro iliaca ventralia. Dann wiederum gibt es andere Wissenschaftler, die glauben, dass der Sulcus ein Geschlechtsbestimmungsmerkmal ist, da besonders der stark ausgeprägte Sulcus praeauricularis im weiblichen Becken vorkommt und bei den männlichen Becken eher schwach bis gar nicht vorhanden ist. Diese stärkere Ausprägung erklärt sich zum Beispiel Houghton durch Geburtstraumen bzw. verstärkte Beckenbelastungen durch die Schwangerschaft. Es soll hier dargestellt werden, wie wichtig der Sulcus wirklich für die Geschlechtsbestimmung ist, und ob er bei archäologischen Skelettfunden ausschlaggebende Ergebnisse über das Geschlecht geben kann.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Vorwort4 2.Anatomie des Beckens5 2.1Der Sulcus praeauricularis8 3.Forschungsgeschichte10 3.1Diskussion des Sulcus praeauricularis aus medizinischer Sicht16 4.Wertigkeit des Sulcus praeauricularis als Geschlechtsbestimmungsmerkmal18 5.Der Sulcus praeauricularis im archäologischen Kontext in Hinsichtauf die Geschlechtsbestimmung am Becken23 6.Schlusswort26 7.Literatur28 7.1weitere Quellen32Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1, Diskussion des Sulcus praeauricularis aus medizinischer Sicht: Wie schon vorher angedeutet, sind sich die Forscher einig, wodurch der Sulcus praeauricularis entsteht, nämlich durch die Beanspruchung der Ligamente, die an den entsprechenden Beckenteilen reiben. Jedoch ist unklar, wie diese unterschiedlichen Ausprägungen entstehen und warum nur stark ausgeprägte Sulci bei den weiblichen Becken auffindbar sind. Es geht mehr um die Frage, wodurch die unterschiedlichen Ausprägungen des Sulcus beeinflusst werden und wieso vornehmlich Frauen diesen Sulcus praeauricularis aufweisen. Die Ligamente werden permanent beansprucht, jedoch konnte man feststellen, dass durch die Schwangerschaft eine noch stärkere Belastung der Ligamente hervorgerufen wird. Durch weitere Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass ab dem vierten Schwangerschaftsmonat eine Erweichung der Ligamente der Beckengelenke hormonell bedingt ist. Durch die Dehnung der Bänder entstehen kleinere Zysten und Blutungen im Bereich der Bandansätze. Weiterhin haben u. a. Ullrich 1975 und Houghton 1974 herausgefunden, dass in den letzten Schwangerschaftsmonaten eine aktive osteoklastische Resorption an den Bandansatzstellen am Knochen stattfindet. Außerdem erfordert der Geburtsvorgang eine größere Beweglichkeit der Illiosakralgelenke beim Eindringen des kindlichen Kopfes in das kleine Becken der Frau. Daraus könnte man schließen, dass durch die hohe Beanspruchung der Ligamente der Sulcus praeauricularis dementsprechend vertieft bzw. eine tiefere Rinne entwickelt. Diese Theorie unterstützend, könnte man das Missverhältnis zwischen Kopf des Kindes und Becken der Gebärenden aufzeigen. Dieses Missverhältnis entsteht durch mütterliche Beckenanomalien oder kindlicher Missbildungen. Unter der Beckenanomalie versteht sich allgemein ein verengtes, plattes, langes oder trichterförmiges Becken. Zu den kindlichen Missbildungen zählen u. a. angeborene Geschwülste, Hydrocephalus (Wasserkopf) und Anencephalus (ohne Gehirn). Aufgrund diese Anomalien muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, da ein normaler Geburtsvorgang nicht mehr gegeben ist. Dies bedeutet also, dass durch Anomalien der Geburtskanal zu eng sein kann, dementsprechend würden die Ligamente mehr beansprucht werden und am Sulcus praeauricularis eine tiefere Rinne entstehen lassen. Dies müsste aber auch heißen, dass Frauen mit zu engem Becken einen tiefen Sulcus besitzen müssten. Jedoch zeigten Forschungen an Becken mit bekannter Vorgeschichte, u. a. die von E. Jopp, dass auch Frauen mit Normalgeburten einen tiefen Sulcus praeauricularis haben können. Des Weiteren meint W. Reus, Facharzt für Frauenheilkunde in Tübingen, dass es heutzutage keine zu engen Becken mehr gibt, lediglich, dass das Geburtsgewicht der Neugeborenen zugenommen hat. Er führte aus, dass 1946 das durchschnittliche Geburtsgewicht bei 3000 g und im Jahr 2010 bei 3550 g lag. Verantwortlich für diesen Wandel können vielerlei Faktoren sein. Bis ins 19. Jahrhundert war Mangelernährung und damit verbundene Rachitis an der Tagesordnung. Dies kann zu verformten Becken geführt haben, die wiederum Probleme bei der Geburt bereitet hätten. Durch die verbesserte Lebenserhaltung in unserer Zeit gibt es weniger Fälle von verformten Becken, jedoch werden die Kinder durch diese Überernährung schon im Mutterleib überversorgt und dementsprechend größer. Nun könnte es also sein, dass der Fötus im Mutterleib das Becken ‘auseinanderdrückt’ und dadurch eine Dehnung und Beanspruchung der Ligamente bewirkt, die sich wiederum in den Sulcus praeauricularis einschneiden und diesen vertiefen. Es könnte natürlich auch sein, dass die Ausbildung des Sulcus eher mit biomechanischen Ursachen zu tun hat als mit Schwangerschaft und Geburt. Dies würde wiederum erklären, warum Männer diesen Sulcus praeauricularis teilweise in abgeschwächter Form besitzen. Finnegan zum Beispiel definierte sich den Sulcus eher als ein epigenetisches Merkmal. Die Frage ist nun, ob der Sulcus praeauricularis als ein Schwangerschafts- bzw. Geburtsmerkmal angesehen werden darf oder eher als eine ‘nicht metrische’ Variante. Die Erklärung des Sulcus praeauricularis kann man aus vielen verschiedenen Blickpunkten betrachten, jedoch sind noch einschlägige medizinische und anthropologische Forschungen nötig, um zu erfahren, wodurch dieser Sulcus diese verschiedenen Ausprägungen aufweist.


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epub2 - Letzte Änderung: 19.02.2024