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Wandlungen der Erinnerungskultur : gibt es eine 'neue deutsche Opfergeschichte'?
Alsen, Raimo
pdf-Format:
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Dokument 1.pdf (11.725 KB)
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Zugriffsbeschränkung: |
| nur innerhalb des Universitäts-Campus |
SWD-Schlagwörter: |
| Kollektives Gedächtnis , Opfer , Geschichte |
DDC-Sachgruppe: |
| Geschichte Deutschlands |
Dokumentart: |
| Monographie |
ISBN: |
| 978-3-8428-2391-4 |
Sprache: |
| Deutsch |
Erstellungsjahr: |
| 2012 |
Publikationsdatum: |
| 02.06.2015 |
Kurzfassung auf Deutsch: |
| Einleitung: Die bundesdeutsche Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg war seit Kriegsende stetigem Wandel unterlegen. Dieser unrühmlichen Geschichte wurde in unterschiedlichem Maße und mit unterschiedlichen, sich verändernden Deutungsansätzen gedacht. Dabei sind immer wieder Zäsuren, Debatten, deren Auslöser und Folgen zu beobachten. Oft kann man von regelrechten Trends der Erinnerung sprechen. In den vergangenen Jahren - etwa seit Ende der 1990er Jahre - ist ein neuer Trend zu erkennen: Während die Deutschen lange Zeit als Volk der Täter verstanden wurden, scheint es ein Bedürfnis zu geben, auch die Leiden der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und danach zu diskutieren und darzustellen. Das deutsche Volk wird in diesen Darstellungen nicht mehr (nur) als Volk der Täter, sondern auch als Volk der Opfer verstanden. Bislang mag dieses Bedürfnis lediglich im privaten Bereich diskutiert worden sein. Mittlerweile hat der neue deutsche Opferdiskurs allerdings auch in vielen öffentlichen Bereichen Einzug erhalten. Sei es in der Literatur, in Film und Fernsehen oder in musealen Ausstellungen: die Frage nach den Deutschen als Opfern wird vermehrt gestellt und lebendig diskutiert. Doch was genau ist Teil der Opfergeschichte? Im Wesentlichen werden hier zwei Themenkomplexe genannt: Der erste ist die Bombardierung der deutschen Großstädte durch die Alliierten in der Endphase des Krieges. Der zweite sind die Vertreibungen der Deutschen aus den Ostgebieten und das Leiden während der Flucht. Bei beiden handelt es sich um Erlebnisse einer allmählich schwindenden Generation. Interessanterweise sind es jedoch nicht ausschließlich Menschen dieser Generation, die die Themen aufgreifen und diskutieren. Bereits der Titel der vorliegenden Arbeit wirkt nicht eindeutig und beinhaltet bei genauerer Betrachtung verschiedene Fragestellungen. So wird zum einen die Frage aufgeworfen, ob es diese neue deutsche Opfergeschichte überhaupt gibt. Es wird also konkret nach den Darstellungen eines Opferdiskurses gefragt. Wenn es diesen gibt, wie hier angenommen, welche Erzählungen beinhaltet er? Und wie ist das Bedürfnis dazu überhaupt entstanden, bzw. was sind die Motive und Ziele der Erinnernden? Damit verbunden lässt sich eine weitere Frage im Titel erkennen: Kann man überhaupt von einer neuen Opfergeschichte sprechen? Hat es bei den vielen verschiedenen Deutungen der Geschichte nicht bereits vorher entsprechende Erzählungen gegeben? Kann diese Frage bejaht werden, muss genauer untersucht werden, inwiefern sich diese neue Opfergeschichte von anderen Erzählungen unterscheidet. Die Erinnerung an den Nationalsozialismus und die mit ihm verbundenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind stets ein heikles Thema. Vor allem, wenn Deutsche sich an ihr Leiden erinnern wollen, geraten sie leicht unter Verdacht, Geschichtsrevisionismus betreiben zu wollen. Schnell wird ihnen vorgeworfen, wichtige Aspekte auszuklammern und andere zu überzeichnen. Es wird erkennbar, wie unterschiedlich die individuellen Geschichtsbilder von einzelnen Personen oder Gruppen sind und wie sie Gegenstand von Diskussionen werden. Diese Arbeit soll ferner untersuchen, ob die Art und Weise der Erzählung einer Opfergeschichte berechtigt ist. Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Zunächst ist es wichtig, einige grundlegende Begriffe zu klären. Dazu gehören die Definition der Begriffe individuelles Gedächtnis und kollektives Gedächtnis und die Diskussion um den Begriff Vergangenheitsbewältigung. Auch die themenspezifischen Begriffe Opfer und Täter müssen erläutert werden. Im Titel wird von Wandlungen der Erinnerungskultur gesprochen. Dafür ist es vonnöten, einen groben Überblick über die Erinnerungskultur zu geben. Beginnend mit dem Stichjahr 1945 sollen hier die verschiedenen Geschichtsdeutungen zum Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg dargestellt werden. Dabei möchte ich auch auf die wichtigsten Debatten und Zäsuren eingehen. Betrachtet werden die Bundesrepublik und die DDR als heute vereinte deutsche Nachkriegsstaaten. Österreich wird hier weitgehend ausgeklammert. Von Bedeutung wird mit dem Fall der Mauer das Jahr 1989 sein. Danach möchte ich auch genauer nach einem möglichen Ursprung des vermeintlich neuen Trends zur deutschen Opferdarstellung suchen. Schließlich werde ich auf die Diskussion um die Opfergeschichte eingehen. Es sollen an dieser Stelle verschiedene Positionen gegenübergestellt werden. Ich möchte anhand dieser Positionen diskutieren, inwiefern die Darstellung von Deutschen als Opfer problematisch oder angemessen bzw. gerechtfertigt ist. Somit werde ich hier auch versuchen, Kriterien für die Darstellungsformen der Opfergeschichte festzulegen. Der Hauptteil der Arbeit konzentriert sich dann auf eben diese konkreten Darstellungen der Opfergeschichte. Dabei ist er in drei Teile untergliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Literatur zum Thema. Hier werden insbesondere zwei Werke immer wieder genannt: Der Brand von Jörg Friedrich sowie Im Krebsgang von Günter Grass. Besonders das erstgenannte hat nach seiner Veröffentlichung eine große Debatte losgetreten. Insgesamt hat es zahlreiche Publikationen zu den Themen gegeben, ich werde daher lediglich einige Beispiele diskutieren können. Der zweite Teil untersucht, wie die Darstellung in Film und Fernsehen erfolgt. Hier seien Produktionen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender genannt: Dresden (2006), Die Flucht (2007), Die Gustloff (2008), und Dokumentationen von Guido Knopp. Derartige massenmediale Darstellungen erfreuen sich großer Beliebtheit und sind ein wichtiger Faktor für das kollektive Geschichtsbild. Im dritten Teil möchte ich auf die Debatte um die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen und genauer auf deren Ausstellung Erzwungene Wege eingehen. Die Diskussion entstand dabei vor allem um den Bund der Vertriebenen als Initiator des Zentrums. Sie zeigt ferner, wie schwierig es ist, die Erinnerung an Flucht und Vertreibung in einen europäischen Kontext zu setzen. These und Fragestellungen: Für diese Arbeit stelle ich folgende These auf, die es zu untersuchen gilt: Seit Ende der 1990er Jahre ist es zu einer Verschiebung in der deutschen Erinnerungskultur gegeben: Es scheint das Bedürfnis aufzukommen, die Frage nach der Täterschaft Deutscher während des Nationalsozialismus in den Hintergrund und die Geschichte vor allem Deutscher Zivilisten als Opfer des Krieges und der Alliierten in den Vordergrund zu stellen. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet: Wie wird die neue deutsche Opfergeschichte in der deutschen Öffentlichkeit kommuniziert? Weitere Fragen ergeben sich aus der oben stehenden Diskussion: Welches sind die Motive und Ziele derjenigen, die den Opferdiskurs vorantreiben? Lässt sich überhaupt von einer neuen deutschen Opfergeschichte sprechen? Und schließlich stellt sich natürlich auch die Frage, ob und inwiefern die Darstellung der Deutschen als Opfer legitim oder unangemessen bzw. problematisch ist. Forschungsstand und methodisches Vorgehen: Beginnen soll die vorliegende Arbeit mit der Klärung von wichtigen Begriffen. Als Basiswerke sind hierfür Das Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung von Thorsten Eitz und Georg Stötzel sowie Der lange Schatten der Vergangenheit von Aleida Assmann zu nennen. Letzteres liefert außerdem einen guten Überblick über den Opferdiskurs. Es gibt ferner zahlreiche Gesamtdarstellungen zur deutschen Erinnerungskultur seit 1945; eine ebensolche möchte auch ich vornehmen. Hier sind insbesondere die Aufsätze von Edgar Wolfrum, Franziska Augstein sowie Katrin Hammerstein von Bedeutung. In den Gesamtdarstellungen zur Erinnerungskultur wurde der Trend zur neuen deutschen Opfergeschichte oft erkannt jedoch meist nur knapp diskutiert. Zu den verschiedenen literarischen Publikationen, Filmen und Fernsehsendungen sowie zur Ausstellung Erzwungene Wege hat es viele Meinungsäußerungen und Rezensionen gegebenen. Veröffentlicht wurden sie zumeist in (Fach-)Zeitschriften oder Zeitungen. Auch sind sie oft als Onlinequellen zu finden. Zusätzlich gibt es diverse Überblicksdarstellungen, die die Debatten und Kontroversen zusammenfassen. Dazu gehört insbesondere das Lexikon der Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, herausgegeben von Torben Fischer und Matthias Lorenz. Während es zwar all diese Meinungsäußerungen gegeben hat, so sind diese jedoch nur selten gegenübergestellt und diskutiert worden. Genau darin liegt das methodische Vorgehen dieser Arbeit. Ich möchte die Literatur, die filmischen Darstellungen und die Ausstellung anhand der vorhandenen Rezensionen und Meinungsäußerungen diskutieren und bewerten. So soll diese Lücke gefüllt werden. Die Motive der Vertreter des Opferdiskurses sollen - wenn möglich - aufgeführt werden. Somit kann möglicherweise erkannt werden, wohin die Tendenz des Opfergedenkens führen soll oder kann.Inhaltsverzeichnis:Inhalt 1.Einleitung2 1.1These und Fragestellungen4 1.2Forschungsstand und methodisches Vorgehen5 2.Begriffserklärungen5 3.Die deutsche Erinnerungskultur im Wandel9 3.1Die Deutsche Demokratische Republik10 3.2Die Bundesrepublik Deutschland bis 198913 3.3Das vereinte Deutschland ab 1989/9015 3.4Debatten und Kontroversen als Ursprung des deutschen Opferbewusstseins?17 4.ZurProblematik einer Opfergeschichte19 5.Der Opferdiskurs in der Öffentlichkeit22 5.1Literatur23 5.2Film und Fernsehen34 5.3Die Debatte um das Zentrum gegen Vertreibungen und die Ausstellung Erzwungene Wege39 6.Resümee/Ausblick45 7.Literatur und Quellenverzeichnis49Textprobe:Textprobe: Kapitel 5.1, Literatur: Nach den oben beschriebenen Darstellungen gab es noch weitere Veröffentlichungen zum Thema. Dazu gehört beispielsweise auch eine Ausgabe des GEO Magazins mit dem Titel Verbrechen gegen die Deutschen? Die vorangegangene Debatte könnte für solche Publikationen der Wegbereiter gewesen sein. Als die großen Tabubrecher werden diese allerdings nicht mehr angesehen. Über einen längeren Zeitraum hinweg und damit etwa zeitgleich mit der Debatte um Der Brand veröffentlichte der Spiegel eine Serie zum Nationalsozialismus. Nachdem anfangs noch der Dämon Hitler im Mittelpunkt der Untersuchungen stand, waren es später die Leiden der deutschen Zivilbevölkerung. Dazu gehören zum einen natürlich auch die Darstellungen der Bombenangriffe aus deutscher Sicht und zum anderen der Themenkomplex um Flucht und Vertreibung. Letzterer wurde auch in anderen Publikationen verarbeitet. Auch im Jahr 2002, allerdings sogar noch kurz vor Der Brand veröffentlichte Günter Grass Im Krebsgang. Er erzählt in dieser Novelle unter anderem von dem Untergang des Flüchtlingsschiffes Wilhelm Gustloff. Nachdem die Gustloff von einem sowjetischen U-Boot torpediert wurde, versank es in der Ostsee und riss zwischen 7000 und 9000 Menschen in den Tod. Neben dieser Schiffskatastrophe macht Grass noch die Schwierigkeit zum Thema angesichts der deutschen Schuld von deutschen Opfern zu berichten. Grass bedient sich bei seiner Erzählung reellen und fiktiven Elementen. Außerdem erzählt er von verschiedenen Zeitebenen: neben der eigentlichen Schiffskatastrophe erzählt er auch deren Vorgeschichte sowie deren Nachgeschichte. Die Erzählung der Geschichte wird von verschiedenen Generationen vorgenommen. Das Interessante daran ist, dass Grass somit auf die Unterschiede der persönlichen und der kollektiven Erinnerung eingeht. Mit Günter Grass nimmt sich ein prominenter deutscher Autor der Thematik Flucht und Vertreibung an. Im Krebsgang wird aber nicht so sehr diskutiert wie beispielsweise Der Brand. Wohl aber wird auch Grass Buch gelegentlich als Tabubruch empfunden. An anderer Stelle wird es zumindest als Türöffner für die Opfergeschichte gesehen. Grass kann der Vorwurf der Aufrechnung und/ oder revisionistischer Absichten nicht gemacht werden. Er ist der Haupt- und Staatsintelektuelle unserer Nation. Durch seine bisherigen Arbeiten und Verdienste für die deutsche Literatur kann er den Untergang der Gustloff ohne Bedenken zum Thema machen. Er hat die Legitimation, die Nicht-Thematisierung der deutschen Leiderfahrungen anzuklagen. Sein Buch weist aber auch darauf hin, dass dadurch, dass die Leiderfahrungen in der Öffentlichkeit bislang weitgehend ausgespart wurden, deren Thematisierung rechtsextremen Kreisen überlassen wurde. Im Krebsgang war ein großer Erfolg und die Kritik sprach dem Werk ihre Anerkennung aus (der Holocaust-Überlebende Marcel Reich-Ranicki behauptete gar, bei der Lektüre geweint zu haben). Im Gegensatz zu Der Brand mag es sich bei Grass Novelle um einen Vertreter der Opfergeschichte handeln, dem es gelingt, die traumatisierten Erfahrungen zur Sprache zu bringen, ohne den Anschein des Aufrechnens zu erregen. Vielmehr legt sie sogar offen, warum die Thematisierung der Leiden wichtig und warum dessen Versäumnis problematisch ist. Doch auch hier darf nicht vergessen werden, dass es sich bei Im Krebsgang eigentlich nicht wirklich um den großen Tabubruch handelt. Wie Wolfgang Schneiß belegt, wurde auch das Thema Flucht und Vertreibung in mehreren literarischen Darstellungen verarbeitet. Allerdings konstatiert er, ähnlich wie bei beim Thema Bombenkrieg, eine deutliche Zurückhaltung und weitgehende[s] Desinteresse seitens der allgemeinen Literaturwissenschaft. Eine weitere Darstellung deutscher Leiderfahrungen lässt sich in Eine Frau in Berlin finden. Diese Tagebücher einer Unbekannten, Anonyma, behandelt die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch sowjetische Soldaten. Das Buch wurde allerdings in deutscher Sprache schon erstmals 1959 veröffentlicht. 2003 wurde es lediglich erneut herausgegeben und stieß dabei auf größeres Interesse. Es entstand jedoch eine Kontroverse um die neue Ausgabe. So gibt es zwischen den beiden Ausgaben einige Unterschiede. In der 2003 erschienenen Ausgabe wurden wichtige Absätze herausgestrichen und editiert. Auch gab es Grund, die Authentizität der Dokumente anzuzweifeln. Nachdem der Verlag diesen Sachverhalt aufklären wollte, wurde ein defizitäres Gutachten abgeliefert, das wenig zur Klärung beitragen konnte. Somit war der dokumentarische Wert weiterhin diskutabel. Möglicherweise würde die Veröffentlichung [
] nur einer allgemeinen, an der Opfergeschichte der deutschen Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg interessierten Stimmungslage entgegen [kommen]. Constanze Jaiser kritisiert an dieser Diskussion allerdings, dass sie das eigentlich Interessante an dem Werk vergisst. Denn die Tagebücher würden die auseinanderbrechende Gesellschaft der letzten Phase des Krieges und der Nachkriegszeit dokumentieren. Sie würden darstellen, wie sich schutzlose Frauen in dieser Zeit mit der Situation arrangierten, um zu überleben. So kam es auch dazu, dass sie sich neben den Vergewaltigungen auch für Nahrung zwangsprostituierten. In der Schilderung dieser gesellschaftlichen Strukturen und Phänomene sieht Jaiser den dokumentarischen Wert der Tagebücher. Eine Frau in Berlin würde ich danach nicht generell als wichtigen Vertreter des Opferdiskurses bezeichnen. Es ist eher ein Werk, das in die aktuelle Tendenz der Erinnerungskultur passt und möglichweise dadurch gegenwärtig hohe Aufmerksamkeit genießt. Es ist jedoch nicht das Anliegen des Buches, ein Tabu zu brechen und zur Sprache zu bringen, was lange verschwiegen wurde. Dies ist schon aufgrund seiner frühen Veröffentlichung, sowie seiner Gattung als Tagebuch auszuschließen. Ein sehr extremer Vertreter des deutschen Opferdiskurses ist hingegen Klaus Rainer Röhl, was 2002 in seiner Veröffentlichung Verbotene Trauer. Ende der deutschen Tabus besonders deutlich wird. Röhl war früher Herausgeber der Zeitschrift Konkret, hat einen politischen Wandel durchlaufen und zählt sich heute zu den Demokratischen Rechten. Die zentrale These dieses Buches ist, dass durch die Ausblendung der deutschen Leiden die Deutsche Nation ihrer positiven Identität beraubt wurde. Nur dadurch, dass das Verbot zu trauern aufgehoben wird, könne sie diese wiedererlangen. Röhls Buch beinhaltet neben den Themenkomplexen Bombenkrieg und Flucht und Vertreibung auch die Umerziehung der Deutschen. Seine Argumentation ist durch und durch von Hass und Ressentiment vergiftet und oft sehr oberflächlich. Auch wenn er selbst sagt, dass unschuldige Opfer nicht gegeneinander aufgerechnet werden können, der Aufrechnungsgedanke ist stets spürbar. Jochen Staadt argumentiert, dass Titel sowie Untertitel des Werkes völlig unangebracht sind, da es weder je ein Trauerverbot gegeben hätte, noch Röhl mit seinen Thesen einen Tabubruch beginge. Insgesamt gelingt es dem Autor nicht, überzeugend zu argumentieren, ohne sich dem Verdacht der Aufrechnungsabsichten zu entziehen. |