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Innovative und nachfrageadäquate Finanzprodukte in Zeiten der Finanzkrise am Beispiel eines deutschen Emissionshauses
Weißschnur, Sebastian
| pdf-Format:
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| Dokument 1.pdf (24.792 KB)
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| Zugriffsbeschränkung: |
| nur innerhalb des Universitäts-Campus |
| SWD-Schlagwörter: |
| Finanzkrise , Strukturiertes Finanzprodukt |
| DDC-Sachgruppe: |
| Wirtschaft |
| Dokumentart: |
| Monographie |
| ISBN: |
| 978-3-8428-2254-2 |
| Sprache: |
| Deutsch |
| Erstellungsjahr: |
| 2011 |
| Publikationsdatum: |
| 19.05.2015 |
| Kurzfassung auf Deutsch: |
| Einleitung: Nachstehende Ausführungen geben einen Überblick über die Themenstellung des Buches und skizzieren den inhaltlichen Aufbau . Problemstellung und Ziel des Buches: Im Jahre 2007 erlebte die Weltbevölkerung den Beginn einer Finanz- und Wirtschaftskrise, wie es sie seit dem Jahre 1929 nicht gegeben hat. Ausgelöst durch eine regionale Subprime-Krise in den USA, wurden als erste deutsche Opfer Finanzinstitutionen wie die IKB oder die Sachsen LB getroffen. Die bravsten deutschen Kleinbanken, die sich darauf spezialisiert haben, mittelständische Betriebe zu finanzieren, hatten in Märkte investiert, deren Rendite nicht gesichert war. Diese Situation verschärfte die bereits vorhandene Kreditklemme, die aufgrund der Basel-II-Kriterien durch höhere Eigenkapitalerfordernisse bereits verbreitet war. Neben den Kreditinstituten waren jedoch auch Privatanleger unmittelbar betroffen. Als prominentes Beispiel ist die Investmentbank Lehman Brothers (USA) zu nennen, an der unzählige Privatanleger über Zertifikate beteiligt waren. Mit der Anmeldung der Insolvenz am 15. September 2008 bescherte Lehman Brothers sowohl Privatanlegern als auch seinen institutionellen Shareholdern schwere Verluste. Beispielsweise musste die Bank mit den meisten Privatkunden in Deutschland aus diesem Grund 364 Millionen Euro abschreiben. Solche Wertberichtigungen waren die Ursache für starke Liquiditätsengpässe bei mehreren großen deutschen Banken, so dass die Bundesbank einen großen Knall für das deutsche Bankwesen fürchtete. Um zu verhindern, dass die Mehrheit der deutschen Sparer ihre Sichteinlagen abräumen würde, versuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel am 05. Oktober 2008 Ruhe in diese ökonomisch gefährliche Situation zu bringen. Sie wollte das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen, indem sie verkündete: Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Dieses Ziel scheint Frau Merkel laut einer Umfrage aus November 2008 erreicht zu haben. Dennoch ist das Vertrauen der deutschen Sparer in die Kompetenz der Geschäftsbanken deutlich gesunken. Dieser Imageverlust ist gleichermaßen auf viele Anlageprodukte übertragbar. Gleichzeitig erhalten kleine- und mittelständische Unternehmen nur noch sehr begrenzt Bankkredite. Das Buch skizziert aus diesem Grund mögliche Finanzprodukt-Lösungen, die der Nachfrage der deutschen Sparer und Unternehmer weitgehend entsprechen. Das Ziel dieses Werkes besteht darin, die Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die Rolle der Banken innerhalb der Krise als situativen Hintergrund dieser Arbeit zu beleuchten, krisenbedingte Wirkungen auf bestehende Finanzprodukte zu beschreiben, zielgruppenorientierte Produkteigenschaften zu ermitteln sowie die Bedeutung von Innovationen zu skizzieren, die ermittelten Produkteigenschaften auf praktische Beispiele zu transferieren, und diese Produkte kritisch zu bewerten. Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit: Zunächst geht das Werk in Kapitel 2 auf die Hintergründe und die Basis des vorliegenden Themas, das finanzwirtschaftliche Umfeld, ein. Ausgangspunkt ist dabei die Entstehung der Subprime-Krise sowie die Entwicklung hin zur Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise. Der zweite Abschnitt dieses Kapitels befasst sich konzentriert mit dem Bankensektor in Krisenzeiten, und mit dessen Möglichkeiten, die finanziellen Wirkungen der Krise zu verarbeiten. Kapitel 3 erläutert die Notwendigkeit, innovative Finanzprodukte aufgrund der zuvor beschriebenen finanzwirtschaftlichen Situation zu schaffen. Zunächst wird die Marktforschung als Grundlage herangezogen, und es werden adäquat zum weiteren Gang dieser Arbeit Methoden identifiziert und beschrieben. Darauf aufbauend werden die zwei Zielgruppen Kapitalanleger und finanzierende Unternehmen sowie die Auswirkungen der Krise auf den jeweiligen Nutzen dieser beiden Gruppen vorgestellt. Um nachfrageadäquate Produkte schaffen zu können, wird mit beiden Zielgruppen eine Befragung durchgeführt und im Folgenden ausgewertet. Das Kapitel wird schließlich mit einer theoretischen Betrachtung über die volks- und betriebswirtschaftliche Bedeutung von Innovationen abgerundet. Kapitel 4 liefert Lösungsansätze für die zuvor erarbeiteten Marktforschungsergebnisse. Die nachfolgenden Ausführungen beschreiben zwei innovative Produkte eines real existierenden deutschen Emissionshauses und würdigen diese kritisch. Es folgen jeweils Handlungsempfehlungen für die Gestaltung dieser Produkte. Das Buch schließt mit einem Fazit und einem Ausblick im fünften Kapitel. Der Umfang dieser Arbeit verbietet eine ausführliche Darstellung aller Details, weder im Hinblick auf Ereignisse in den einzelnen Phasen der Krise, noch bei der Darstellung der Marktforschungsmethoden. Auch der Innovationsbegriff kann aus Platzgründen nur skizziert dargestellt werden. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise stellt sich die Frage, zu welchem Grad der Nachfrageorientierung es möglich ist, Produkte auf dem Markt anzubieten, und zu welchem Grad dies in der Realität tatsächlich erfolgt.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbkürzungsverzeichnisIII Abbildungs-/TabellenverzeichnisV AnlagenverzeichnisVII 1Einführung1 1.1Problemstellung und Ziel der Arbeit1 1.2Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit2 2.Das finanzwirtschaftliche Umfeld4 2.1Die Entstehung und Entwicklung der globalen Finanzkrise4 2.1.1Die Vorgeschichte der Subprime-Krise4 2.1.2Von der Subprime-Krise zur Finanzkrise im Jahr 20077 2.1.3Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise ab 200812 2.1.4Von der Wirtschaftskrise zur Staatsschulden-Krise ab 201016 2.2Die Finanzkrise und die Banken19 2.2.1Die Risikosteuerung durch die Banken20 2.2.2Liquidität als Existenzberechtigung22 2.2.3Das Bad Bank-Gesetz24 2.2.3.1Die Bad Bank Modelle24 2.2.3.2Kritische Würdigung28 3.Nachfrageorientierte Innovationsnotwendigkeit32 3.1Innovationsgrundlage Marktforschung32 3.1.1Anliegen und begriffliche Einteilung32 3.1.2Ausgewählte Methoden der Informationsgewinnung33 3.2Innovationsnotwendigkeit aus Sicht der Kapitalanleger37 3.2.1Auswirkungen der Krise auf Geldanlagen37 3.2.2Online-Befragung zum Thema Geldanlage-Produkte43 3.3Innovationsnotwendigkeit aus Sicht finanzierender KMU47 3.3.1Auswirkungen der Krise auf die Finanzierung von KMU48 3.3.2Online-Befragung zum Thema KMU-Finanzierung50 3.4Volkswirtschaftliche Bedeutung von Innovationen55 3.5Betriebswirtschaftliche Bedeutung von Innovationen56 4.Innovative Lösungsansätze Die CAPTURA GmbH58 4.1Lösungsansatz Geldanlage-Produkt58 4.2Lösungsansatz KMU-Finanzierung61 5.Fazit63 Literaturverzeichnis65 Anlagen81 Alphabetisches Stichwortverzeichnis103Textprobe:Textprobe: Kapitel 2.1.3, Von der Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise ab 2008: Die Märkte glaubten zu diesem Zeitpunkt zu erkennen, dass die Situation in Europa kaum besser sei als in Amerika. Dabei zeigten die europäischen Stimmungsindikatoren sehr eindeutig, dass es mit der Wirtschaft nach unten ging. Weltweit gab es zunehmend nun auch staatliche Eingriffe. Zum einen, um die Vertrauenskrise im Interbankensektor und die daraus entstehende Liquiditätsnot einzudämmen. Zum anderen, um durch die finanziellen Nöte einzelner Großunternehmen nicht den gesamten Finanzsektor in Mitleidenschaft zu ziehen. Im September 2008 bat der amerikanische Versicherer American International Group kurz AIG die Federal Reserve um einen milliardenschweren Überbrückungskredit. AIG ist die nach der deutschen Allianz zweitgrößte Versicherung der Welt. Der Versicherer hatte sich massiv an kurzfristig lukrativen, höchst risikoreichen Kreditderivaten beteiligt und das Gesamtrisiko systematisch unterschätzt. Da Experten im Falle eines Zusammenbruches der AIG einen unabsehbaren Schaden für das globale Finanzsystem befürchteten, stellte die amerikanische Zentralbank einen Notfallkredit bis zu 85 Milliarden Dollar zur Verfügung. Ähnlich verhielt es sich im deutschen Bankensektor. Der Bund stellte dem bankrott-gefährdeten deutschen Baufinanzierer Hypo Real Estate zunächst 35 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieser Rettungsschirm wurde wenige Wochen später um weitere 15 Milliarden Euro aufgestockt. Bundeskanzlerin Angela Merkel tat öffentlich kund, sie werde nicht zulassen, dass die Schieflage eines Instituts zu einer Schieflage des gesamten Systems führt. Anfang September 2008 geriet die US-Investmentbank Lehman Brothers stark unter Druck. Die Viertgrößte der amerikanischen Investmentbanken hatte bereits im vergangenen Geschäftsquartal einen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar verbucht. Nach Berichten über gescheiterte Gespräche mit möglichen Investoren war der Aktienkurs um 45 Prozent eingebrochen. Die britische Barclays Bank kam zwischenzeitlich als potenzieller Käufer von Lehman Brothers ins Gespräch. Die Bank ließ die Verhandlungen allerdings platzen, weil sie das Risiko nicht alleine tragen wollte. In Kreisen hieß es weiter, zur Diskussion stehe bei Gesprächen von Lehman mit der US-Regierung neben einer vollständigen Übernahme auch der Verkauf von Unternehmensteilen oder ein Eingreifen der Regierung. Es gab jedoch auch entschiedene Kritiker gegen ein solches Eingreifen des Staates. Der Harvard-Professor Kenneth Rogoff veröffentlichte einen Artikel, in dem er eine Warnung niederschrieb. Wenn eine Zentralbank mit Kreditverlusten konfrontiert wird, kann sie sich entweder durch Inflation aus dem Schlamassel ziehen oder eine Sanierung durch die Steuerzahler abwarten. Beide Lösungen sind äußerst traumatisch.
Ein gewisses Schrumpfen [der Finanzbranche] ist unvermeidlich. Die Zentralbanken müssen anfangen, die Konsolidierungen zu fördern, anstatt wahllos Kredite zu verteilen. Im Gegensatz zu Bear Stearns versagte die amerikanische Zentralbank Fed der angeschlagenen Investmentbank Lehman Brothers finanzielle Unterstützung beim Konzernumbau. Die Idee hinter dieser Entscheidung war, ein Zeichen gegen die unüberschaubaren Risiken der Investmentbanken und die Erwartung automatischer Hilfen durch den Staat zu setzen. Da auch keine weiteren Investorenangebote für einen Kauf vorlagen, gab es für Lehman Brothers keine Rettung mehr: Die Investmentbank musste Mitte September 2008 Konkurs anmelden. Da der Lehman-Vorfall Anlass für spekulative Marktmanipulationen gab, verhängten zahlreiche Finanzaufsichtsbehörden weltweit ein zeitlich befristetes Verbot für ungedeckte Leerverkäufe auf ausgewählte Finanztitel. Zudem verabschiedeten einige europäische Länder umfangreiche Rettungspakete. In Deutschland wurde diesbezüglich ein Sonderfonds zur Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) eingerichtet, der den Banken Kapital bis zu 80 Mrd. Euro und Garantien bis zu 400 Mrd. Euro geben kann. Anfang 2009 erwarb dieser Fonds z.B. neue Stammaktien der Commerzbank im Wert von 1,8 Milliarden Euro und wurde zusätzlich stiller Gesellschafter in Höhe von 8,2 Milliarden Euro, um der Geschäftsbank zu neuer Liquidität zu verhelfen. Auch der HSH Nordbank, der IKB und der Hypo Real Estate stellte der Fonds Liquiditätsgarantien in Milliardenhöhe bereit. Die Lehman-Pleite löste eine weltweite Kettenreaktion aus. Die Folge des Insolvenzganges war eine fast lebensbedrohliche Starre auf dem Geldmarkt. Der ohnehin schwelende Vertrauensverlust unter den Banken wurde dramatisch verstärkt. Zudem hielten sich die Banken angesichts massiver Verluste und wegbrechender Eigenkapitalausstattung bei der Vergabe risikoreicher Kredite zunehmend zurück. Dadurch, dass die Banken also die Fristentransformation nicht mehr ausübten, wurde der Wirtschaftskreislauf negativ beeinflusst und die Realwirtschaft empfindlich gestört. Das Ausmaß der globalen Finanzkrise ließ sich auch deutlich an der Weltproduktion und am Welthandelsvolumen erkennen. Bei konstanter Weltproduktion bis 2008 sank der Welthandel bis 2008 um 5%. Diese Überproduktion hat vor allem Deutschland als exportstarke Nation empfindlich getroffen. Repräsentativ ist die Automobilindustrie, die in besonderem Maße auf Verfügbarkeit von Krediten angewiesen ist. Dort gab es Ende 2008 von einem auf den nächsten Monat einen Exportrückgang von 18%. Seit November [2008] gilt als sicher: Deutschland steckt in der Rezession, die Wirtschaft wird im kommenden Jahr schrumpfen. Volkswirte sind ratlos und sprechen von Einbrüchen, die wir noch nie gesehen haben. Autohersteller schicken ihre Mitarbeiter in Zwangsferien. Die Opel-Bosse pilgern ins Kanzleramt, um staatliche Bürgschaften zu erbetteln. Um die aktuelle Finanzkrise zu überwinden und eine neue, internationale Finanzarchitektur zu schaffen, fanden sich die zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im April 2009 zu einem Gipfel in London zusammen. Der Großbritannien-Korrespondent für SPIEGEL ONLINE, Carsten Volkery, interpretierte die Veranstaltung als Gipfel der doppelten Botschaften. Hiernach betonten die Briten und Amerikaner die Ankurbelung der Weltwirtschaft, indem fünf Billionen Dollar in die Märkte gepumpt werden sollten. Hingegen die deutsch-französische Achse thematisiere schwerpunktmäßig die Regulierung; außerdem habe Deutschland
eigentlich gar keine Zahlen zu Konjunkturhilfen im Abschlussdokument lesen wollen. Doch Frau Merkel müsse das Billionen-Paket irgendwie gut finden. Demgegenüber sah die freie Journalistin und Bestseller-Autorin Margaret Heckel in ihrem Themenbeitrag in WELT ONLINE die Botschaft der deutsch-französischen Achse eher als ein Ringen nach besseren Regeln. ..Merkel hat kein Verständnis dafür, nur die Symptome statt der [!] Ursachen zu bekämpfen. Und die liegen für sie im Regulierungssystem. Zudem lehne Frau Merkel Konjunkturhilfen nicht ab; Deutschland habe, relativ zur eigenen Wirtschaftsleistung, bereits am meisten für die Konjunktur-Stimulierung ausgegeben. Die Interpretation der Journalistin Heckel ist den Ausführungen des Korrespondenten Volkery im Rahmen dieser Diplomarbeit vorzuziehen. Der Grund ist die etwas plakative Darstellungsweise in der Veröffentlichung von SPIEGEL ONLINE. Zudem fehlt dort eine Erläuterung möglicher Hintergründe für die Positionierung Deutschlands und Frankreichs auf dem G-20-Gipfel, die wiederum von Heckel präsentiert wird. |